Belastungen ungekannter Art

So, es ist gerade 2:54 Uhr und statt zu schlafen, schreibe ich gerade diese Zeilen, während ich darauf warte, dass sich mein Adrenalinpegel zumindest wieder etwas senkt. Was ist los? Ich fühle mich gerade echt etwas belastet. Und das keinesfalls von der Pandemie, dem Referendariat, meinem Nebenjob, der Unklarheit beim Blick in die Zukunft oder gar meiner Beziehung. Mich belastet gerade die schwierige Situation bei mir in der Wohnung über mir. Ein älterer Herr ohne Kontakt zur Familie hat gesundheitliche Probleme. Nichts lebensbedrohliches oder so, aber er läuft nur noch sehr schlecht und seit etwa einer Woche fällt er aus unbekannten Gründen immer wieder in seiner Wohnung hin. Und da er nicht von alleine aufstehen kann, ruft und schreit er dann ziemlich unkoordiniert. Beim ersten Mal morgens um 5 Uhr hat es einige Zeit gedauert, bis wir das irgendwie zuordnen konnten und wussten, was eigentlich los ist. Also Kontakt durch den Briefkasten hergestellt, da er selbst nicht die Tür aufmachen konnte und wir keine Alternative wussten erstmal die Polizei gerufen. Zum Glück kam dann noch ein weiterer Hausbewohner dazu, der die Nummer der Pflegekraft kannte, die einen Schlüssel hat. Dies konnte die Polizei auch erreichen, sodass die Tür nicht von der Feuerwehr aufgemacht werden musste. Wir dachten: okay, kann passieren, alles in Ordnung. Doch am Montagmorgen 5.30 Uhr das gleiche Spiel. Diesmal habe ich zum Glück die Pflegerin erreicht, die dann mit dem Schlüssel kam. Donnerstagmittag zum dritten mal. Und irgendwie fängt man dann an relativ vorsichtig auf Geräusche zu reagieren, hört überall besonders genau hin und ist immer irgendwie etwas in Alarmbereichtschaft – nicht gerade entspannend, aber man will ja auch niemanden irgendwie hilflos in der Wohnung liegen lassen. Und vorhin um 1:30 Uhr war es dann wieder der Fall. Unkoordinierte Rufe und „Ich kann nicht aufstehen“. Diesmal habe ich die Pflegerin aber nicht erreicht, also wieder Polizei angerufen und Situation geschildert. Die hat dann auch eine Streife vorbei geschickt, die leider die Tür nicht aufbekommen hat, da sie entgegen den Anweisungen des Pflegedienstes zugeschlossen und nicht nur zugezogen war. Also Feuerwehr geordert. Diese ist dann mit der Drehleiter ans Fenster, hat das irgendwie geöffnet und ist so in die Wohnung gelangt. Der natürlich mitgeorderte Rettungsdienst hilft ihm auf, checkt, dass alles okay ist und fährt wieder, weil es ihm ja prinzipiell gesundheitlich gut geht. Und ich kann gefühlt wieder warten, bis zum nächsten Mal was passiert. Das ist eine für mich bisher völlig unbekannte Art von Stress auf die ich wirklich gut verzichten könnte, auf die ich aber auch rein gar keinen Einfluss habe. Ich habe zumindest erfahren, dass er jetzt einen Hausnotruf bekommen soll, sodass für ihn dann immer jemand schnell erreichbar ist, der hoffentlich auch einen Schlüssel hat. Aber trotzdem weiß ich gerade nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich versuche immer so gut es geht und so gut ich kann zu helfen, aber hierbei fühle ich mich irgendwie hilflos, weil ich nicht weiß, was ich tun soll und es eigentlich auch nicht meine Aufgabe ist… Auch das belastet irgendwie ziemlich…
Aber trotzdem versuche ich jetzt erstmal schlafen zu gehen, um zumindest ein paar Stunden zur Ruhe zu kommen.

Die kleinen Dinge

Das wirklich Verrückte, Unbeschreibliche an so einer Hochzeit sind eigentlich die kleinen Dinge, die unendlich viele Gefühle und Gedanken auslösen:

  • Die ersten Blumen, die ich meiner besseren Hälfte in 10 Jahren Beziehungen mitgebracht habe, war der Brautstrauß.
  • Auch wenn das Standesamt für uns nur der unspektakuläre Auftakt war, waren wir doch ziemlich aufgeregt, weil man weiß, dass die folgende Unterschrift doch irgendwie sehr bedeutsam ist.
  • Seite an Seite führt jetzt immer zu Gänsehaut.
  • Es ist wunderschön, wenn Leute von überall her anreisen, um mit dir zu feiern.
  • Man kann sich gegenseitig auch nach 10 Jahren noch gut überraschen und es fühlt sich gut an, wenn das gewählte Outfit dem Gegenüber ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
  • Mit Schuhen kann man ganz schön die Schau stehlen.
  • Gegenseitig Ringe anstecken ist gar nicht so einfach.
  • Spinnen können auch auf Hochzeitskleidern auftauchen.
  • Outfits anschauen an Hochzeiten macht schon Spaß. Manchmal krass, wie anders Leute aussehen/wirken können.
  • Mit einem Ring am Finger kann man total cool Geräusche z.B. an seiner Kaffeetasse machen.
  • Es ist cool zu Erleben, wie manche Leute kleine Details feiern während andere darüber nur den Kopf schütteln.
  • Hochzeitstorte kann ziemlich lecker sein und es ist völlig egal, wie man sie anschneidet.
  • Abilieder sind auch nach 15 Jahren irgendwie noch cool.
  • Ich liebe Fotoboxen und verrückte Bilder!
  • Die Reste der Candy-Bar selbst futtern zu dürfen, ist ziemlich geil!
  • An meiner Wand hängt jetzt eine schöne, bunte Welt.
  • Im Februar heiraten ist völlig unterschätzt – das ist echt die beste Zeit zum Heiraten.
  • Ich freue mich riesig die restlichen Hochzeiten dieses Jahr ganz entspannt besuchen zu können 🙂

Hochzeits-Rückblick

Es klingt noch immer völlig komisch, aber ich bin verheiratet. Total verrückt! Doch irgendwie fühlt es sich auch immer noch total verrückt gut an und eingentlich hat sich ja nichts wirklich verändert und doch hat sich alles irgendwie geändert. Klingt alles völlig quer, lässt sich aber einfach nicht besser in Worte fassen. Im Gegensatz zur nicht in Worte zu fassenden Gefühlswelt fällt es mir einfach den Tag selbst zu beschreiben: Ich hatte einen unglaublich wunderbaren Tag mit unendlich viel Spaß, guter Laune, tollen Momenten und ganz vielen wunderbaren Menschen um mich herum! Es war einfach super genau so wie es war und es gibt rückblickend nichts, was ich unbedingt anders machen würde. Und irgendwie war auch alles viel entspannter und weniger stressig als erwartet. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich nicht immer wieder ziemlich aufgeregt war. So zum Beispiel am Samstagmorgen am Standesamt. Hier war eigentlich alles noch locker, die Runde klein und das Hochzeitoutfit noch leger (ich enttäuschte einige, da ich hier halb-klassische schwarze Schuhe an hatte und als Farbtupfer lediglich rote Socken). Trotzdem wurde eine sehr schnell irgendwie die Bedeutung der Unterschrift bewusst. Die junge Standesbeamtin hat ihren Job dabei ganz wunderbar gemacht und uns viele schöne Zeilen mit auf den Weg gegeben. Besonders toll war, dass sie schon ein paar Zitate aus unserem persönlichen Lied des Tages (Seite an Seite von Christina Stürmer) in die Traurede einbaute. Für meine bessere Hälfte bestand am Ende noch die Herausforderung zum ersten Mal mit ihrem neuen Namen zu unterschreiben. Hat sie wunderbar gemeistert, aber es ließt sich trotzdem immer noch sehr ungewohnt. Anschließend gabs natürlich einen Sekt und vor dem Standesamt erwartete mich dann auch noch eine Überraschung: die Storndorfer Stenn-Clicke war da und sorgte für einen Seifenblasenregen 🙂
Für mich begann dann eine ausgiebigere, entspannte Mittagspause, die ich mit etwas Arbeit, etwas Jonglieren und etwas Schlafen füllte, bevor es anschließend die schwierigste Frage überhaupt zu beantworten galt: Welche Schuhe anziehen? Ich konnte nicht anders und musste die gelben Schuhe wählen. In denen (bzw. den alten gelben Schuhe dieses Modells) steckt so viel Geschichte, dass sie einfach ideal zu dem Tag passten. Und ich wurde mehrfach für die Schuhwahl gefeiert. Der Brautvater hatte sogar in diese Richtung spekuliert und gelbe Socken an 🙂 Aber auch grundsätzlich kam der Hinweise auf fabrige Schuhe in der Einladung gut an und einige waren dankbar, einfach eine Hochzeit in bequemen Schuhen erleben zu dürfen. Ganz untypisch hatte ich übrigens auch eine Fliege an – man heiratet ja nur einmal! So ging es dann auf zur Kirche, wo ich drinnen mit den Gästen auf die Braut wartete – auch eine aufregende Phase. Und dann kam Sie rein in einem tollen Kleid und der Gottesdienst flog gefühlt fast an uns vorbei. Dabei stellte ich allerdings fest, dass der gewählte Trauspruch, „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, einfach echt gut zu uns passt und wirklich schön in den Gottesdienst eingebaut wurde. Weitere persönliche Highlights war eine kurze Spinnenaktion, die weitgehend unbemerkt blieb, und das Tauschen der Ringe. Gar nicht so einfach jemand anderem einen Ring anzustecken 😉
Nach einem Gruppenfoto in der Kirche, auf das ich sehr gespannt bin, kam der Auszug. Vor der Kirche waren natürlich wiederum ein paar Leute, um zu gratulieren und Kleid anzuschauen – eine nicht ganz unsympathische Tradition im Dorf. Dann ging es weiter zum gemütlichen Teil des Tages: Essen, Feriern, Party! Der Weg wurde in einem lustigen Autoconvoi zurückgelegt, auch wenn wir bewusst kein besonderes Hochzeitsauto gewählt hatten.
Vor Ort dann Gratulationsrunde und unendlich viele, wunderbare, verrückte Geschenke. Die müssen irgendwann nochmal einen eigenen Eintrag bekommen. Das coole ist, dass da echt Dinge dabei waren, die auf unserer persönlichen Ideenliste von Dingen standen, die man mal kaufen könnte. Und dazu jedem Menge geile Süßigkeiten 🙂
Es entwickelte sich anschließend ein ziemlich cooler Abend, der sich nicht in Worte fassen lässt. Ein definitives Highlight waren die Springfiguren-Monster, die wir als Give-Away auf die Tische gestellt hatten. Sie werden inzwischen sogar in der Schule eingesetzt 😉 Das Essen war auch super lecker und ich freue mich jetzt schon auf die ganzen Fotos aus der Fotobox – da dürften sicher ein paar Perlen dabei sein. Was aber auf jeden Fall festzuhalten ist: Man hat einfach viel, viel zu wenig Zeit sich mit allen Leuten ausreichend zu unterhalten und zu quatschen! Alles geht so rasend schnell und dann wird natürlich auch noch getanzt, sodass echt verdammt wenig Zeit für die vielen Leute übrig bleibt. Das ist total schade, vor allem da ich manche länger nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen habe. Aber mir fällt auch echt keine Lösung für dieses Problem ein. Trotzdem war es einfach unglaublich und ich bin allen dankbar, die da waren und den Tag so besonders gemacht habe – insbesondere auch unseren Trauzeugen, die jederzeit ein sehr hilfsbereites Backup waren! Es gibt nichts, was ich im nachhinein wirklich unbedingt anders machen würde.
Und als wir dann irgendwann nachts so um 4 aufs Zimmer kamen, erwartet uns natürlich noch die letzte Überraschung des Abends – Wasserbacher, Luftballons und Erbsen. Aber alles cool und entspannt, wie die ganze Feier und der ganze Tag.
Kurz: Der Tag wird garantiert für immer unvergessen bleiben.

Ich nehm‘ das alles mit nach Hause
Ich gebe nichts mehr davon her!

Am nächsten Morgen dann erstmal eine Dusche zum Aufwachen und dann ein gemütliches Frühstück mit einigen von weiter her angereisten Freunden. Ein ganz entspannter Start in den ersten Tag im Eheleben. Dazu draußen auch noch Sturm und Regen, was den Vortag noch strahlender glänzen lässt. Ach, es war einfach ein geiler Tag und ich freue mich jetzt schon auf die ganzen anderen Hochzeiten in diesem Jahr, die ich ganz entspannt angehen kann. 🙂

Vor-Hochzeitsgedanken

Krass, morgen ist es schon soweit: Ich mache mal wieder was verrücktes und heirate 🙂 Irgendwie war dieser Tag gefühlt lange noch ganz schön weit weg und jetzt ist er schon da. Und das coole daran ist, dass ich immer noch voll Bock darauf habe – trotz den ganzen Entscheidungen, die in den letzten Wochen ständig zu treffen waren, trotz den vielen Details die irgendwie diskutiert werden mussten und trotz allen anderen Dinge, die das Leben so mitgebracht hat. Es fühlt sich einfach gut und richtig an.

Und ganz ehrlich war es doch eigentlich entspannter und weniger stressig als das von außen immer an uns herangetragen wurde. Wir machen uns einfach keinen Stress – wenn was nicht klappt, dann ist das so und man braucht keinen Plan B und C für alles mögliche, sondern man muss es einfach nehmen, wie es kommt, und es wird sicher gut werden, wie immer auch genau es wird. Ich freue mich einfach morgen ganz, ganz viele Leute zu sehen, von denen ich viel zu viele viel zu lange nicht mehr gesehen habe und gemeinsam mit ihnen einen wunderbaren Nachmittag, einen leckeren Abend und eine lustige Nacht zu verbringen – wunderbar, lecker und lustig natürlich auch nach Belieben gemischt.

Ringe

Meine persönlichen Highlights am ganzen Rahmen der Feier sind eigentlich ein paar kleine Details, die allem eine persönliche Note in unserem Stil verleihen. Ich finde unseren Trauspruch wunderbar passend, die Ringkiste stellt eine wunderbare Beziehung zum Antrag her, unsere kleinen Mitgebsel sind sensationell und die Süßigkeitenauswahl enthält nur Dinge, die ich am liebsten alle sofort selbst auffuttern würde. Dazu noch ein paar kleine Details auf den Tischkarten und eine Fotobox – alles irgendwie unser Stil.
Und zu guter Letzt ein paar Traditionen, die wir ganz sicher nicht befolgen: Es ist mir völlig egal, wie wir die Hochzeitstorte anschneiden und es wir kein Brautstraußwerfen geben. Dazu ist die Kleiderordnung locker und ich weiß aktuell selbst noch nicht, welche Schuhe ich anziehe oder ob ich die sogar irgendwann wechsle 🙂

Viele Schuhe zur Auswahl

Jeder unsrer Träume hat sich gelohnt:
Manche sind zerbrochen, wir ham’s nicht mal mitgekriegt,
doch wir nahmen uns von jedem ’ne kleine Scherbe mit.
Jeder unsrer Träume hat irgendwas mit uns gemacht,
jeder unsrer Träume hat uns hierher gebracht!

Christina Stürmer – Jeder unserer Träume

Ein Todesfall und eine Hochzeit

Mein Leben rast eigentlich gerade vor sich hin: Es sind noch unendlich viele Details zu klären bzw. zu entscheiden, was die anstehende Hochzeit betrifft, heute war mein letzter Schultag in der alten Schule und ich musste entsprechende Übergabeprotokolle usw. schreiben, am Montag geht es wieder zurück an die Seminarschule, ich treffe mein Seminar wieder und bekomme neue Klassen fürs letzte Halbjahr. Und dann kommt mitten hinein in den Tag, zwischen der finalen Anzuganprobe und dem Formulieren des Trauversprechens ein Anruf, der alles zum Stehen bringt – Großvater relativ überraschend verstorben. Klar, 87 ist ein hohes Alter, aber trotzdem hatte wohl niemand damit gerechnet, dass dies jetzt passiert und so schnell gehen würde.
Und so wird gerade aus einem Wochenende, an dem letzte Detailplanungen gemacht werden sollten, ein ungeplantes Reisewochenende, an dem noch viel mehr Dinge zu entscheiden sind als zuvor gedacht. Alles irgendwie völlig verrückt und schräg. In einem Moment überlegt man, wie genau der Trauspruch formuliert werden soll und im anderen sucht man einen Text, der über einer Traueranzeige stehen soll. Höhen und Tiefen können im Leben echt nahe zusammenliegen und Leben und Tod gehören wohl einfach wirklich zusammen.
Hier passen am Ende wohl mal wieder die Zeilen von Jupiter Jones:

Die Straße ist nicht immer eben,
gerad‘ deswegen auf das Leben!

Triff mich an der Kirche

Auch wenn ich diesen Post erst später veröffentlichen werde, da ich vom Inhalt zunächst einigen Leuten persönlich berichten möchte, schreibe ich ihn jetzt, wo die ganze Sache noch nicht ganz so lange her ist, jetzt, wo ich gerade mal ein wenig Zeit und Ruhe habe und wo meine Nacht-Playlist rauf und runter läuft.
Ich habe das getan, was ich schon seit vor Weihnachten letzten Jahres vor mir herschiebe. Okay, um ehrlich zu sein schiebe ich es noch deutlich länger vor mir her, aber gegen Ende des letzten Jahres habe ich eigentlich beschlossen, dass es nun mal konkreter werden soll und ich mein Leben weiterentwickeln möchte. Und nein, damit ist diesmal tatsächlich nicht beruflich gemeint, sondern ganz privat. Und mit dieser Entscheidung zum Schritt vorwärts stellten sich auf einen Schlag eine ganze Reihe an Fragen, über die ich noch nie wirklich nachgedacht hatte und auf die ich auch spontan keine wirkliche Antwort hatte. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich auf einige der Fragen inzwischen eine Antwort habe – aber egal. Das sind/waren dann so Fragen wie „Wie traditionell möchte ich das alles halten?“, „Wann ist der richtige Zeitpunkt?“, „Wie, wo, in welcher Form?“, „Erst die Eltern fragen oder nicht?“ und nicht zu Letzt „Was für ein Ring?“.
Dass ich dazu irgendeinen passenden Spruch bzw. ein Zitat brauche, war ja eh klar und eigentlich stand der auch schon seit Ewigkeiten fest – was auch hier in meiner Playlist mit den Songs zu meinem Leben irgendwie vermerkt war und ist. Thees Uhlmann kann einfach texten und da nicht nur ich ihn mag, passt er auch echt gut zu mir bzw. zu uns. Lustigerweise kommt dann auch noch der passende Name im Lied vor 🙂 Hier ging die Entscheidung also eigentlich recht schnell, auch wenn ich zwischendurch doch nochmal nach Alternativen gesucht habe.
Auf die Frage, wie traditionell ich es denn gerne hätte und ob erst Eltern fragen oder nicht, habe ich bisher keine echte Antwort, auch wenn es jetzt für eine Antwort auch zu spät ist. Auf der einen Seite ist heiraten ja sowieso irgendwie mit Traditionen be- oder überladen und manche gehören eben einfach dazu, aber auf der anderen Seite bin ich nicht so der traditionelle Mensch, der sich ständig an alle Regeln hält. Entsprechend habe ich nicht vorher gefragt, wohl auch weil ich damit an einen fixen Termin gebunden gewesen wäre oder zumindest an einen sehr beschränkten Zeitraum. Wäre ja irgendwie sehr komisch, wenn ich erst die Eltern frage und dann wochenlang die zentrale Person nicht. Ich bin daher sehr gespannt, wie die Eltern reagieren werden, da sie aktuell davon noch nichts wissen und es erst am Wochenende gesagt bekommen, wenn wir uns alle persönlich sehen. Meine Eltern werden dann noch zwei weitere Wochen warten müssen, bis ich mal wieder zu Hause bin. Aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ich beides überleben werde, auch wenn ich auf viele Fragen, die dann sicher gestellt werden, schon wieder keine Antworten habe 😉
Eine riesige Frage für mich war die Frage nach dem Ring. Und die Herausforderung hier war nicht, wie teuer er denn sein muss (wie sind ja nicht in den USA und Geldwert spielt für mich hier so gar keine Rolle – auch der Kaugummiautomat kann total Stil haben) oder wie groß irgendein Stein darauf sein soll, sondern eher die Frage, welcher Ring passt zu einer Person, die eigentlich sehr selten bis nie Ringe trägt? Und welcher Ring passt auch irgendwie zu mir, da er ja von mir kommt? Diese Frage hat mich durchaus einige Nächte beschäftigt und ich habe ziemlich viel hin- und herüberlegt, bis ich mich dann am Ende für einen Ring entschieden habe (Bild am Ende des Posts). Glücklicherweise scheine ich damit nicht schlecht zu liegen 😉
Was ich jedoch fast noch meht Zeit und Gedanken gekostet hat, ist die Frage der „Verpackung“. Wer mich kennt, der weiß, dass ich sowas niemals einfach mit der komischen Schmuckverpackung machen würde, die man eben zu so einem Ring dazubekommt. Aber auf der anderen Seite sollte es auch nicht zu verrückt sein und die ganze Aufmerksamkeit auf das Äußere lenken – Äußeres spielt ja bei sowas eine völlig untergeordnete Rolle (oder sollte es zumindest). Und so beschloss ich irgendwann einfach eine kleine Schatztruhe zu besorgen, die quasi als Ringschachtel und Aufbewahrungsort dient. Die Schatztruhe habe ich dann entsprechend ausgestattet, und darin befindet sich natürlich auch der Spruch, den ich ausgewählt habe:

Triff mich an der Kirche, denn ich habe Lust zu schwör’n,
dass wir für den Rest zusamm‘ gehören.

Thees Uhlmann – Römer am Ende Roms

Irgendwie bin ich ziemlich glücklich mit der Entscheidung, das Ganze so zu machen und so zu verpacken. Eine gute Freundin meinte nachher, das Ganze wäre „typisch Stefan“ gewesen und hat mir damit wohl ein viel größeres Kompliment gemacht, also sie sich bewusst ist. Denn genau das soll sowas ja sein, eine kleine Quintessenz von sich selbst…
Und irgendwann vor Weihnachten hatte ich dann im Prinzip schon die meisten wichtigen Dinge entschieden – nur die Frage nach dem wann war mir weiter völlig unklar. Viele Leute machen sowas ja um Urlaub oder zu besonderen Anlässen, aber das finde ich ganz persönlich ziemlich doof. Schließlich geht es beim Heiraten ja darum, dass man den Alltag miteinander teilt, also die ganz normalen Tage, nicht die besonders schönen Momente im entspannten Urlaub – ich glaube man kann neben vielen Leuten gut am Pool liegen, aber nur neben sehr wenigen jede Nacht und jeden Morgen. Auch muss ja der Gegenüber eine ganz realistische Möglichkeit und Gelegenheit haben, nein zu sagen. Alles andere wäre totaler Mist und nicht im Sinn der Sache. Somit musste es eigentlich irgendwann mitten im Alltag sein und doch so, dass man irgendwie etwas Zeit und Raum hat mit der Sache umzugehen.
Und so habe ich es dann doch noch irgendwie fünf Monate vor mir hergeschoben, während der Ring schon in meiner Schublade lag. Dabei war es nicht so, dass ich mich jeden Morgen gefragt hätte, ob heute ein guter Tag dafür ist, sondern ich habe einfach weiter mein Leben gelebt und genossen und darauf gewartet, dass irgendein Moment zu mir sagt: „Hey, jetzt wäre es ganz cool“.
Und als der Moment an einem entspannten Sonntagmorgen da war, habe ich einfach Musik angemacht (Was für ein Lied wohl 😉 ) und gefragt – ganz ohne übermäßigen Kitsch oder einem Berg von roten Rosen. Und damit begann dann ein ganz entspannter Tag, an dem erstmal eine Flasche Champus geleert werden musste, die sowieso schon seit meiner Promotion im Kühlschrank stand und jetzt aus zweifachem Grund einen Ehrenplatz auf meinem Schrank einnimmt. Passende Musik zum Hören an einem solchen Tag: „Der beste Morgen – Christina Stürmer“, passende Musik für das Feeling „Alles mit nach Hause – Die Toten Hosen“ und gute Laune Musik für die übergeordnete Idee: „Solang du mit mir singst – Five und das Phantomorchester feat. Peter Brugger“.
Ja, eigentlich müsste man jetzt auch sicher ganz viel planen und überlegen, aber ganz ehrlich: Da ist noch nicht viel passiert und ich kann auf viele der entsprechenden Fragen „Wann, wo, wie usw.“ noch gar keine Antwort geben. Wird vielleicht auch noch ein wenig dauern, bis ich antworten finde. Ein Grund ist, dass ich darauf sowas zu planen und zu organisieren nur wenig Lust habe. Aber der viel bessere Grund ist, dass ja erstmal Urlaub geplant werden musste. Schließlich stehen die Pfingstferien vor der Tür und ich habe mir ja vorgenommen in allen Ferien irgendwie zu reisen. Und daher geht es wieder nach Irland. Ziel ist diesmal aber nicht Dublin sondern erst Belfast und dann die Westküste. Leider insgesamt nur 8 Tage, da ich anschließend nach Hause muss, da dort wichtige Termine anstehen, aber besser als nichts. Und außerdem muss ich ja sowieso irgendwann mal dringend nach Hause, um die News zu verkünden, da passt so ein langes Wochenende dann ganz gut.
So, jetzt genieße ich aber erstmal noch ein bisschen das gute Alltagsgefühl, dass mit dieser Entscheidung immer noch anhält, obwohl das Ganze schon fast vier Wochen her ist. Dafür hier noch wie versprochen ein Bild:
Ring

Ich liebe dieses Leben

Ja, zwischendurch habe ich des öfteren überlegt, ob es wirklich gut und sinnvoll war zu promovieren. Vor allem mit Blick auf die lange Zeit, die es ja tatsächlich am Ende gedauert hat. Da hätte ich jetzt schon ein gestandener Lehrer sein können, der das Referendariat schon weit hinter sich gelassen hat. Aber jetzt habe ich das noch vor mir und mit dem Besuch des Amtsarztes, der ganze 5 Minuten dauerte ist auch die letzte größere Hürde auf dem Weg dorthin genommen. Also ist es irgendwie Zeit nochmal ganz tief in mich hineinzuhören, um zu fragen, ob die Promotion für mich tatsächlich sinnvoll war. Klar das Projekt ist cool und ich mag es, aber waren das 6 Jahre wert? Und je länger ich darüber nachdenke, um so klarer wird die Antwort: JA!
Warum? Weil es mich genau hier an diesen Ort und in dieses Leben geführt hat. Und ich fühle mich darin aktuell unendlich glücklich. Ich habe in der Zeit an der Uni viel gelernt und vor allem auch viele Leute, Ideen und Projekte kennengelernt, denen ich an der Schule nie begegnet wäre. Und das alles hat mir unglaubliche Möglichkeiten eröffnet, die ich mir nie zu träumen gewagt hätte. Ich werde zu Lehrerfortbildungen eingeladen, habe sogar schon ein Kolloquiumsvortrag gehalten und arbeite für LEIFIphysik. Und dabei konnte ich immer super flexibel arbeiten, nie hat sich jemand über mein Nachtleben beschwert und wenn ich erst um 11 im Büro aufschlage, dann ist das kein Problem – es ist noch nicht mal irgendwer überrascht. Dazu komme ich auch noch ganz schön rum in Deutschland. Das ist vermutlich auch das, was mir als erstes fehlen wird in der Schule – keine Reisen mehr auf Tagungen, Meetings oder Arbeitstreffen. Aber egal, die Diss hat mit Türen geöffnet, die mir sich sonst niemals geöffnet hätten und die werden sich auch im Ref nicht alle schließen.
Die bisherigen Zeilen in Kurzform:

Ich liebe diese Leben! Ich liebe diesen Tag, ich liebe diese Welt!
(Juli – Dieses Leben)

Passend dazu schaue ich gerade auf dem Balkon einem wunderbaren Mond zu, der einen unglaublichen Nachthimmel produziert:
Nachthimmel vom Balkon

Das Wochenende danach

Ja, jetzt ist es irgendwie vorbei. Die Doktorprüfung ist überstanden und ich sitze in der Tat ziemlich entspannt und gut gelaunt auf dem Balkon in der Sonne, trinke Kaffee und lese Lustige Taschenbücher. Gefühlt war ich längere Zeit nicht mehr so tiefenentspannt, wie es gerade der Fall ist. Diese Prüfung über 60-90 Minuten war irgendwie, ob wohl ich vorher schon wusste, dass die Prüfer nett sind und mir niemand den Kopf abreißen möchte, doch gefühlt für mich wichtig. Und entsprechend intensiv war die Vorbereitung von mir und auch die Vorbereitung, die mein Chef haben wollte, denn irgendwie fällt so ein Ergebniss ja dann immer auch auf ihn und seine Betreuung zurück. Ich selbst war dann auch durchaus aufgeregt und angespannt, auch wenn ich offensichtlich nach außen dabei nicht unbedingt aufgeregt wirke. Die Nacht vorher war wie immer dann auch nicht sonderlich lange, aber das überrascht ja bei mir eh immer wenig. Besonders gu war die Entscheidung mit dem Rad zur Prüfung zu fahren. Da hatte ich dann einfach noch mal 30 Minuten Zeit zum Abschalten und Ruhe finden. Die Prüfer waren dann auch alle pünktlich da, den Prüfungsraum hatte ich mir zuvor schon angeschaut und so konnte es losgehen.
Doch der Start lief anders als gedacht, denn erstmal wurde ich aus dem Prüfungsraum geworfen – die Prüfer hatten noch Papierkram zu erledigen 😉 Aber dann ging es los und der 20-minütige Vortrag lief auch soweit ganz gut entsprechend der Planung. Damit war schon mal ein kleiner Teil der Last von meinen Schultern weg. Die Reaktionen der Prüfer während des Vortrages ließen sich dabei schwer deuten, soweit man da überhaupt was mitbekommen hat. Dann ging es los mit den Fragen über die Arbeit. Es kam ein sehr breites Spektrum an Fragen, vor allem auch zum theoretischen Hintergrund der Arbeit und oft in einer Detailtiefe, die ich nicht direkt erwartet hatte. Aber ich konnte zu allem was sagen. Ob das wirklich strukturiert und sinnvoll war, möchte ich nicht immer behaupten, aber zwischendurch konnten auch die Prüfer ihren Fragen gegenseitig nicht folgen. Daher war es wohl auch unproblematisch, wenn ich einer Frage nicht voll folgen konnte. Dann kamen noch die freierer Fragen, bei der ich bei der ersten dann doch ziemlich auf dem Schlauch stand. Mir wurde dann aber ein wenig geholfen und dann ging es schon irgendwie, auch wenn 50-50 Chancen nicht meine stärke waren. Dafür konnte ich die Astrophysikfrage so gut beantworten, dass selbst der Zweitgutachter überrascht war, weil er offensichtlich keine Ahnung von dem Thema hatte (ich vor einer Woche auch noch nicht).
Aber dann war es auch schon irgendwie vorbei und 90 Minuten Prüfungszeit um. Tief durchatmend gehe ich aus dem Prüfungsraum hinaus in den wunderbaren Garten der Sternwarte. Ja, noch ist viel Anspannung da und das warten zieht sich. Aber die anwesenden Kollegen lenken einen schon etwas ab. Dann zurück in den Raum und Glückwünsche zur bestandenen Prüfung. Ein gutes Gefühl, dass aber wirklich dann nach einige Zeit brauchte, bis ich das echt realisieren konnte. Davor gab es noch einen tollen Doktorhut von meinen Kollegen, Sekt und Muffins mit Doktorhut obendrauf – alles total toll. Schön, dass so viele da waren und auch die Prüfer noch etwas blieben um direkt ein neues Projekt auszumachen und zu planen (das ist wohl das beste Feedback zu meiner Arbeit, was ich mir so vorstellen kann).
Und nach und nach kam auch immer mehr Erleichterung und Feierlaune bei mir auf. So ging es dann bei wunderschönem Wetter erst in den Biergarten und dann an den Lehrstuhl. Schön wars.
Und dann folgte ein Wochenende, dass völlig entspannt ist. Ich verschwende keinen Gedanken an nicht, schwebe gefühlt immer noch etwas über dem Boden und freue mich, dass alles so gut gelaufen ist. Jetzt sind es nur noch formale Dinge bis zum Titel, aber der interessiert mich ja eh nur bedingt 😉

Die Nacht vor Tag X

Nein, morgen geht die Welt nicht unter. Also ich hoffe zumindest, dass sie nicht untergeht. Aber trotzdem ist mal wieder ein ganz wichtiger Tag X, an dem einer weiterer großer Schritt in Richtung des „Uniabschlusses“ gemacht wird. Es steht die letzte, finale Prüfung an, bevor dann nur noch formalere Dinge zu erledigen und abzuarbeiten sind. Aber das wird alles erst nach den 90 Minuten morgen Thema. Und irgendwie bin ich total gespannt, wie diese 90 Minute verlaufen werden, denn die sind im Gegensatz zu vielen anderen Prüfungen nur sehr bedingt planbar. Klar ist lediglich, dass ich erstmal 20 Minuten Zeit haben werde meine Arbeit vorzustellen. Diese 20 Minuten sind auch ganz gut geplant, geübrt und trainiert. Herausforderung: Keine Powerpoint, sondern nur eine Tafel und Kreide. Zumindest zwischendurch darf ich kurz einige Beispiele aus der Lernumgebung zeigen.
Doch 20 Minuten sind ganz schön kurz, um hier die Arbeit von 6 Jahren im ganzen Umfang zu beschreiben. Deswegen ist man dann auch ein wenig auf die Fragen der Prüfer (alles Professoren) angewiesen, die in der ersten Runde in der Regel mit Bezug zu der Arbeit fragen. Aber was sie fragen, dass weiß man natürlich nicht und ist auch schwer vorherzusagen, vor allem, da ich die Fachprofessoren nicht extrem gut kenne.
Doch noch spannender wird die zweite Fragerunde, wenn die Professoren Dinge aus ihren Fachgebieten fragen oder einfach sonst irgendwas, was sie gerade interessiert. Da kann es dann durchaus passieren, dass ich so gar keine Ahnung von dem habe, was die Prüfer wissen wollen und das ist dann doch irgendwie unangenehm. Aber naja, so ist es wohl. In jedem Fall ist das gerade ein ziemlich komisches Gefühl, denn alle Gedanken und Planungen richteten sich tatsächlich seit langer Zeit auf diesen Tag X und nicht darüber hinaus. Und jetzt steht er quasi direkt vor der Tür und morgen mittag um 12 Uhr ist der Schritt dann irgendwie getan. Das ist verrückt und noch immer gar nicht greifbar für mich. Für danach ist auch gar nichts groß geplant – es wird Muffins geben, natürlich Sekt und später am Lehrstuhl sicher auch noch das ein oder andere Bier. Aber das liegt irgendwie noch unendlich weit weg – die 90 Minuten sind ein unendlich hoher Berg, der davor noch überwunden werden muss und über den man auch nicht wirklich hinwegsehen kann. Das einzige, was ich jetzt schon absehen kann und was mich ziemlich freut, ist, dass nachher viele meiner Kollegen da sein werden, obwohl Pfingstferien sind und obwohl die Prüfung selbst nicht bei uns am Lehrstuhl sondern in der Sternwarte stattfinden wird.
So, jetzt gehe ich aber dann doch mal schlafen, damit ich morgen zumindest halbwegs ausgeruht und fit erscheine. Aber dazu hinterlasse ich hier noch die Zeilen von Jupiter Jones, die auch unter der Danksagung meiner Arbeit stehen und die mir als Wahl mit jedem Lesen besser gefallen:

Die Straße ist nicht immer eben – und grad` deswegen: Auf das Leben!