Rund um den Versetzungsantrag

Bei 22 °C, umgeben von Grillenzirpen und mit guter Musik sitze ich an einem meiner Sehnsuchtsorte unter einem unfassbar schönen Sternenhimmel (sogar mit Überflug der ISS) und versuche eine verrückte, aufreibende und bedeutungsvolle Woche zu verarbeiten. Letze Woche kamen am Freitagnachmittag die vorläufigen Versetzungen raus. Leider jedoch so spät, das bei uns niemand mehr an der Schule war. Daher bekam ich erst am Montagvormittag Bescheid, dass mein Versetzungsantrag genehmigt wurde und ich nach Bad Neustadt an der Saale versetzt werden würde. Mir war von vorneherein klar, dass ich auf eine Versetzung mit einem lachenden und einem weinenden Auge reagieren würde, weil ich meine Schule, meine Kollegen und die Schüler:innen sehr mag, aber Bad Neustadt musste ich erstmal etwas sacken lassen. Ja, es stand auf der Liste mit Schulen, die ich als mögliche Versetzungsziele angegeben habe – aber auf Platz 12 von 12 möglichen Schulen. Und die Reihenfolge stellt explizit eine Wertung dar. Entsprechend hatte ich nicht wirklich damit gerechnet und musste erstmal noch ein paar Infos zur Schule, zur Stadt und zur Lage in meinem Kopf auffrischen und dann mal den Immobilien- bzw. Wohnungsmarkt checken. Ja, eine größere Wohnung ist definitiv deutlich bezahlbarer als in München. Und trotzdem fühlt es sich nicht wirklich gut an, insbesondere weil Würzburg über 1 Stunde weit weg und die Anbindung per Bahn auch eher mäßig ist. Es hatte halt Gründe, warum der Ort so weit hinten auf der Liste stand. Entsprechend komisch fühlten sich auch die Gespräche in der Schule an – der Flurfunk ist ja bei sowas immer schnell, sodass schon alle wussten, dass ich versetzt werden würde.

Also erstmal ab nach Hause, alles sacken lassen und in Ruhe nachdenken und mit der besseren Hälfte überlegen. Am Ende trifft man ja so eine Entscheidung nicht alleine und die Auswirkungen betreffen nicht nur mich. Und ich glaube, dabei hat jemand sehr schnell gemerkt, dass ich damit nicht überglücklich bin, sondern zweifle. Und so haben wir nochmal alle Lebensideen, Lebensentwürfe, Pläne, Vorstellungen und Wünsche in den Topf geworfen und ganz offen überlegt, ob wir das jetzt machen. Als die Zweifel dabei größer wurden, tauchte die Frage auf, ob ich das überhaupt noch ablehnen könnte. Keine Ahnung. Also erstmal den Chef anrufen und nachfragen. Ja, also eigentlich sollte das gehen, aber definitiv sagen kann ich das nicht, da muss ich erstmal mit dem Ministerium sprechen. Long Story short: Ich habe meinen Versetzungsantrag zurückgezogen und wir bleiben mindestens ein weiteres Jahr in München. Was danach kommen wird ist jetzt auch wieder völlig offen und ganz andere Optionen sind wieder im Topf, weil der Zeitpunkt einfach ein anderer ist.

Das führte entsprechend am nächsten Tag wiederum zu einer ganzen Reihe schräger Gespräche. Manche wussten schon, dass ich bleibe, während andere dachten noch, dass ich gehe. Aber insgesamt war es schon sehr schön zu spüren, dass sich viele wirklich freuen, dass ich noch weiter am WG bleibe.

Doch damit war die Woche gedanklich noch nicht vorbei, denn jetzt, wo der Ort fürs nächste Jahr definitiv ist, gibt es auch hier neue Fragen zu beantworten: Zunächst in welche Klinik solls für K2 gehen, wie soll die Betreuung von K1 weiterkaufen, wie geht es mit der Wohnung weiter und und und. Dazu noch die Entscheidung im Familien- und im Freundeskreis kommunizieren und am Freitagnachmittag Sommerfest von der Kinderbetreuung. Und die normalen Klassenleiteraufgaben in Vorbereitung für die Jahreszeugnisse standen auch noch an.

Ich war selten so platt am Ende einer Woche und daher bin ich froh, dass wir aufgrund der Hitze doch wieder einen Mini-Urlaub in Österreich am Pool und mit Bergblick machen.

Frei nach dem Motto

„Leben ist das, was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“

Versuche ich das jetzt erstmal alles zu verarbeiten und gut in die Sommerferien zu kommen…