Belastungen ungekannter Art

So, es ist gerade 2:54 Uhr und statt zu schlafen, schreibe ich gerade diese Zeilen, während ich darauf warte, dass sich mein Adrenalinpegel zumindest wieder etwas senkt. Was ist los? Ich fühle mich gerade echt etwas belastet. Und das keinesfalls von der Pandemie, dem Referendariat, meinem Nebenjob, der Unklarheit beim Blick in die Zukunft oder gar meiner Beziehung. Mich belastet gerade die schwierige Situation bei mir in der Wohnung über mir. Ein älterer Herr ohne Kontakt zur Familie hat gesundheitliche Probleme. Nichts lebensbedrohliches oder so, aber er läuft nur noch sehr schlecht und seit etwa einer Woche fällt er aus unbekannten Gründen immer wieder in seiner Wohnung hin. Und da er nicht von alleine aufstehen kann, ruft und schreit er dann ziemlich unkoordiniert. Beim ersten Mal morgens um 5 Uhr hat es einige Zeit gedauert, bis wir das irgendwie zuordnen konnten und wussten, was eigentlich los ist. Also Kontakt durch den Briefkasten hergestellt, da er selbst nicht die Tür aufmachen konnte und wir keine Alternative wussten erstmal die Polizei gerufen. Zum Glück kam dann noch ein weiterer Hausbewohner dazu, der die Nummer der Pflegekraft kannte, die einen Schlüssel hat. Dies konnte die Polizei auch erreichen, sodass die Tür nicht von der Feuerwehr aufgemacht werden musste. Wir dachten: okay, kann passieren, alles in Ordnung. Doch am Montagmorgen 5.30 Uhr das gleiche Spiel. Diesmal habe ich zum Glück die Pflegerin erreicht, die dann mit dem Schlüssel kam. Donnerstagmittag zum dritten mal. Und irgendwie fängt man dann an relativ vorsichtig auf Geräusche zu reagieren, hört überall besonders genau hin und ist immer irgendwie etwas in Alarmbereichtschaft – nicht gerade entspannend, aber man will ja auch niemanden irgendwie hilflos in der Wohnung liegen lassen. Und vorhin um 1:30 Uhr war es dann wieder der Fall. Unkoordinierte Rufe und „Ich kann nicht aufstehen“. Diesmal habe ich die Pflegerin aber nicht erreicht, also wieder Polizei angerufen und Situation geschildert. Die hat dann auch eine Streife vorbei geschickt, die leider die Tür nicht aufbekommen hat, da sie entgegen den Anweisungen des Pflegedienstes zugeschlossen und nicht nur zugezogen war. Also Feuerwehr geordert. Diese ist dann mit der Drehleiter ans Fenster, hat das irgendwie geöffnet und ist so in die Wohnung gelangt. Der natürlich mitgeorderte Rettungsdienst hilft ihm auf, checkt, dass alles okay ist und fährt wieder, weil es ihm ja prinzipiell gesundheitlich gut geht. Und ich kann gefühlt wieder warten, bis zum nächsten Mal was passiert. Das ist eine für mich bisher völlig unbekannte Art von Stress auf die ich wirklich gut verzichten könnte, auf die ich aber auch rein gar keinen Einfluss habe. Ich habe zumindest erfahren, dass er jetzt einen Hausnotruf bekommen soll, sodass für ihn dann immer jemand schnell erreichbar ist, der hoffentlich auch einen Schlüssel hat. Aber trotzdem weiß ich gerade nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich versuche immer so gut es geht und so gut ich kann zu helfen, aber hierbei fühle ich mich irgendwie hilflos, weil ich nicht weiß, was ich tun soll und es eigentlich auch nicht meine Aufgabe ist… Auch das belastet irgendwie ziemlich…
Aber trotzdem versuche ich jetzt erstmal schlafen zu gehen, um zumindest ein paar Stunden zur Ruhe zu kommen.